15. Oktober 2019
ALB FILS KLINIKEN und DRK-Kreisverband Göppingen e. V. · von Margit Haas
Bei einem Herzkreislaufstillstand kommt es auf jede Minute an. Mit der „Ersthelfer-Alarmierung per App“ werden im Landkreis Ersthelfer alarmiert, die schnell beim Notfall eintreffen.
Es dauert nur wenige Minuten nach der Alarmierung, dann erreicht der Rettungsdienst in aller Regel seinen Einsatzort. Die können manchmal für eine erfolgreiche Reanimation nach einem Herzkreislaufstillstand zu lange sein. Deshalb haben die Alb-Filskliniken und der DRK-Kreisverband Göppingen verschiedene Maßnahmen umgesetzt, die im Notfall schnell greifen. Denn „ohne Reanimationsmaßnahme sinkt die Überlebenschance eines Patienten pro Minute um zehn Prozent“, stellt Professor Dr. Matthias Fischer, stellvertretender DRK-Kreisverbandspräsident und Chefarzt der Alb-Fils-Kliniken, fest. Erste-Hilfe-Kurse und das „Helfer-vor-Ort-System“ wirken dem bereits seit vielen Jahren entgegen. Jetzt zeigt sich der Landkreis einmal mehr als Vorreiter. Das DRK und die Alb-Fils-Kliniken haben „in Ergänzung und als wichtige Erweiterung zum Bestehenden“, so Peter Hofelich, Präsident des Roten Kreuzes im Landkreis, mit der „Ersthelfer-Alarmierung per App“ ein weiteres Instrument geschaffen. „Grundgedanke des Vorhabens ist, dass medizinisch ausgebildete Ersthelfer von der Integrierten Leitstelle Göppingen gleichzeitig mit dem Rettungsdienst alarmiert werden, wenn in ihrer unmittelbaren Umgebung eine Person einen Herzstillstand erleidet“, erläutert Professor Dr. Matthias Fischer.
Das System befand sich in den vergangenen Wochen in einer Erprobungsphase mit ausgewählten Mitarbeitenden von DRK und Kliniken und hat diese Bewährungsprobe bestanden. Eine ganze Reihe von Mitarbeitenden ließ sich zunächst registrieren. Insgesamt 37 waren es, die über 100 Mal alarmiert worden waren. Zu ihnen gehört auch Jan Schachtschneider. Für den Rettungssanitäter des DRK war es eine Selbstverständlichkeit, sich registrieren zu lassen. „Ich bin auch Helfer vor Ort und entsprechend ausgerüstet. Da war es keine Frage“, betont der 25-Jährige. Ende September ging bei ihm an seinem freien Tag eine Notfallmeldung ein. Sie war von der Integrierten Leitstelle automatisch ausgelöst. Über die Ersthelfer-Alarmierungs-App wurde ihm gemeldet, wo sich der Patient befand. „Als ich den Einsatzauftrag angenommen hatte, wurden mir alle relevanten Daten gemeldet“. Umgehend machte er sich in seinem Heimatort Salach auf den Weg und war nach etwa eineinhalb Minuten am Notfallort. „Dort übernahm ich die Reanimation von den Angehörigen.“ Wenige Minuten später traf der Rettungsdienst ein. „Diese wenigen Minuten, die der Ersthelfer früher beim Patienten eintrifft, können entscheidend sein“, bekräftigt Prof. Dr. Fischer.
„Je mehr Personen an dem Projekt teilnehmen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei einem medizinischen Notfall ein ausgebildeter Ersthelfer in der Nähe befindet und alarmiert werden kann“, führt Dr. Ingo Hüttner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kliniken, aus. Experten gehen davon aus, dass etwa 1500 Menschen im Landkreis mit der App ausgestattet sein müssen, um flächendeckend helfen zu können.
In einer ersten Phase werde die Ersthelfer-Alarmierungs-App aber zunächst nur für Mitarbeitenden des DRK und der Kliniken zugänglich gemacht. „In einer zweiten Phase soll die App auch Mitarbeitenden anderer Hilfsorganisationen und von Arztpraxen zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Dr. Ingo Hüttner. „In einer dritten Phase soll die App auch Laien zugänglich sein“, ergänzt Professor Dr. Matthias Fischer. Sie werden allerdings zunächst in erster Hilfe und der Wiederbelebung geschult werden. Um Missbrauch zu vermeiden, kann die App nicht einfach heruntergeladen werden. „Wir schalten sie eigens frei“, betont Peter Hofelich. Das von den Firmen Corpuls und P3 entwickelte System erfülle zudem hohe Anforderungen an den Datenschutz. „Natürlich fragt die App in regelmäßigen Abständen den Standort ab. Der wird bis zur nächsten Abfrage gespeichert,“ fährt Prof. Dr. Matthias Fischer fort. „Nach dem Einsatz werden aber alle personenbezogenen Daten gelöscht“, ergänzt Dr. Ingo Hüttner. Die App beinhalte „ein detailliertes und umfassendes Datenschutzkonzept“.
Vor einer flächendeckenden Einführung sind umfangreiche Investitionen notwendig. „Die Bereitstellung der Alarmierungssoftware und die Anbindung an die Integrierte Leitstelle Göppingen kostet pro Jahr 20 000 Euro“, weiß Dr. Ingo Hüttner. „Bei einer Projektlaufzeit von drei Jahren belaufen sich die Gesamtkosten also auf 60 000 Euro, die sich DRK und die Alb-Fils-Kliniken teilen“, betont Peter Hofelich. „Weder das Land Baden-Württemberg, noch die Krankenkassen werden sich an den Projektkosten beteiligen“, bedauert Dr. Ingo Hüttner. Und betont gleichzeitig: „Alle am Projekt Mitwirkenden engagieren sich ehrenamtlich.“ Damit sie rechtlich abgesichert sind, „müssen sie ehrenamtliche Mitarbeitende des DRK werden“, informiert Peter Hofelich.
Das Konzept „Ersthelfer-Alarmierung per App“ ist eines von drei Konzepten in Baden-Württemberg, die derzeit erprobt werden. Ziel ist, „das Praktikabelste dann landesweit einzuführen“, so Peter Hofelich.
Weiter Informationen im Internet unter ersthelfer-gp.de
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Pressefoto "Die CORHELPER App auf einem Smartphone" (Druckauflösung, max. 3-spaltig)